Neues aus Tansania
Der Bayreuther Arzt Dr. med. Fritz Seiler und seine Frau Rita haben im September Tansania besucht und dabei verschiedene Projekte in Augenschein genommen. Für sie ist dieses Land wie eine zweite Heimat. Schließlich haben sie im Zeitraum von 1979 bis 1993 insgesamt 10 Jahre lang im Machame Hospital am Kilimanjaro gelebt und gearbeitet.
Was ändert sich in diesem Land? Was muss bei den Projekten der Krankenhäuser, die die Medizinische Notversorgung Tansania ( MNT ) seit 30 Jahren unterstützt, geändert und angepasst werden?
Eine wesentliche Besserung hat die Telekommunikation durch ein recht gutes Mobilfunknetz erfahren. Viele Tansanier können sich ein Leben ohne Handy nicht mehr vorstellen. Die meisten haben Pre-Paid-Handys und können damit relativ kostengünstig ihre Kommunikation sicherstellen. Damit ist es natürlich im Gegensatz zu früher auch möglich, einen Notruf an ein Krankenhaus zu senden bei Unfall oder schwerer akuter Erkrankung.
Leider steht allerdings dem Machame Hospital kein geländegängiges Sanitätsauto zur Verfügung, um solche Patienten an Ort und Stelle abzuholen und so Leben zu retten. Durch Vermittlung der Wirtschaftsstelle Evang. Missionen in Hamburg könnte für ca. 27.000 € ein gut eingerichtetes Fahrzeug in Japan bestellt und nach Dar es Salaam in Tansania verschifft werden.
Zunehmend spielt die Unfallchirurgie im Machame Hospital eine entscheidende Rolle. Ende August war ein Kleinlastwagen mit 42 Personen auf der Ladefläche während der Fahrt umgekippt. Etwa 30 Verletzte konnten im Machame Hospital versorgt werden. Dr. John Lyimo, der orthopädische Chirurg, hat sich schon weit über die Region hinaus einen großen Namen gemacht. Dr. Saitore Laizer, der Leitende Arzt des Machame Hospitals, hat die Bedeutung von Schulen und anderen Ausbildungsstätten im ländlichen Bereich unterstrichen. So ist die Errichtung einer Englisch-Medium-Grundschule durch die örtliche Kirchengemeinde in Machame ein Grund, diesen so wertvollen Facharzt in Machame zu halten. Denn hier kann er seine Kinder zur Schule schicken und sie werden gute Aussichten haben, es in eine weiterführende Schule zu schaffen.
Auch andere Ausbildungen, wie die zur Krankenschwester bzw. – pfleger, können seit 2010 am Machame Hospital begonnen werden . Die ersten 24 Examinierten wurden bereits Ende August verabschiedet. Sieben von ihnen konnten als Krankenhausmitarbeiter in Machame übernommen werden. Die übrigen werden wie „ warme Semmeln " auf dem Arbeitsmarkt weggehen. Pflegekräfte sind in Tansania sehr gesucht.
Die Notwendigkeit einer Medikamentenhilfe besteht nach wie vor. Viele Medikamente sind bei der Regierungsapotheke nicht zu bekommen. Die Lieferung über eine niederländische Apotheke ist mit größeren Kosten an Transport und Versicherung verbunden und bleibt lediglich nur ganz besonderen Medikamenten vorbehalten. Den restlichen Bedarf muss das Krankenhaus über den privaten Pharmazie-Sektor in Tansania und im Nachbarland Kenia decken. Dazu braucht das Hospital aber Geld, um diesen Einkauf tätigen zu können. Diese Kapitalhilfe und die spezielle Medikamentenhilfe werden nach wie vor durch die Evang. Dekanate von Bayreuth und Bad Berneck finanziert.
Insgesamt konnte Dr .Seiler einen recht positiven Eindruck von seinem Aufenthalt im Norden Tansanias mitnehmen. Es herrscht so eine Art Aufbruchsstimmung im Land, aber für die Mehrheit der Landbevölkerung ist der Kampf ums tägliche Leben nach wie vor traurige Wirklichkeit. Zwischenfälle wie Krankheit und frühzeitiger Tod stellen eine Tragödie dar. Der Großteil der Tansanier hat nach wie vor keine Krankenversicherung.
MNT möchte diesen Menschen weiterhin helfen und darüber hinaus auch die Qualität der medizinischen Versorgung in den beiden Krankenhäusern in Machame und Karatu verbessern.
Dr. med. Fritz Seiler , 02.12.2013