Dankesbrief 2018
Liebe Tanzaniafreunde, sehr geehrte Damen und Herren,
das Jahr 2018 hat für unsere Partnerschaft mit der Norddiözese große Herausforderungen, aber auch viel Freude und Zuversicht gebracht. Dr. Fritz Seiler und seine Frau Rita konnten im Oktober und November unsere Partnerkrankenhäuser besuchen und gleich einige Tage jeweils im Krankenhausbereich von Machame und Karatu verbringen. Das hat viele neue Kontakte gebracht und alte aufgefrischt. Es ist schon etwas Anderes, wenn vor Ort gesprochen und auch zusammen gefeiert und gebetet werden kann. Fritz Seiler berichtet:
Kirchengeschichte am Kilimanjaro
Die Evang. Lutherische Kirche im Norden Tansanias hat das 125. Jubiläum lutherischer Mission am Kilimanjaro am 21.Oktober gefeiert. Das Zentrum der Feierlichkeiten war natürlich Machame, gerade mal einen Steinwurf vom Machame Hospital entfernt. Was mit einer Handvoll Missionaren von der Leipziger Mission in Machame begann, hat große Früchte getragen und konnte selbst durch all die Unterbrechungen durch zwei Weltkriege nicht gestoppt werden.
Fritz und Rita Seiler konnten auch Grußbotschaften vom Kirchenkreis Bayreuth und vom Ev. Dekanant Bayreuth-Bad Berneck direkt an Bischoff Dr. Fredrick Shoo übergeben.
Machame Hospital
In der Gegenwart des Oktober 2018 sind bei der Morgenandacht im Machame Krankenhaus etwa 300 Krankenpflegeschüler und Clinical Officer (Hilfsärzte) sowie ca. 50 Krankenhausmitarbeiter und ca. 4 europäische Praktikanten anwesend. Die neuen Lieder, die spontan mehrstimmig gesungen werden, reißen sogar alte Afrikahasen von den Sitzen. Wir sind sehr beeindruckt.
Beim Gang durchs Krankenhaus können wir die Medikamente inspizieren, die erst vor 1 Woche von Action Medeor Tansania Ltd. geliefert wurden. Diese Sendung wurde vom Dekanat Bayreuth-Bad Berneck bezahlt. Die Krankenhausambulanz ist gut besucht. Ein besonderes Gewicht haben natürlich die vielen ambulanten AIDS-Patienten, die mit insgesamt 5807 Patienten unter regelmäßiger Medikamentenbehandlung stehen. Davon sind vor allem Frauen mit einer Anzahl von 4020. Die Männer sind vergleichsweise nur mit 970 vertreten. HIV-infizierte Kinder machen 717 Patienten aus. Neue Patienten sind mit 79 bei den Erwachsenen und 5 bei den Kindern nun geringer vertreten. Es ist hervorragend, dass sich jetzt mit Dr. Masaki ein qualifizierter Arzt mit allein diesen Patienten befasst ist.
Bei den stationären Patienten herrschen nach wie vor die vielen Verkehrsunfälle und die gynäkologischen und geburtshilflichen Patienten vor.
Digitalisierung der Krankenhäuser
Seit 2 Jahren wird in den Krankenhäusern der Norddiözese ein elektronisches Regisitrierungsprogramm eingesetzt. Hiermit sollen Daten erfasst und zu Statistiken vernetzt werden. Jeder neue Patient wird elektronisch registriert. Die alten, zum Teil recht dicken Patientenordner verbleiben zunächst an Ort und Stelle. Es ist wohl recht unwahrscheinlich, dass diese mal ins elektronische System eingepflegt werden können.
Zurzeit hat sich in Machame die Situation einer Krankenversicherung deutlich verbessert. Es sind lediglich 47 %, die noch bar bezahlen müssten, wenn sie nicht sowieso durch Regierungsregularien in den Altersgruppen 0 - 5 Jahren und über 60 Jahren sowie als Schwangere befreit sind.
Die Barzahler zahlen auf eine Bankkarte einer Bankfiliale ein, die sich im Krankenhaus selbst befindet. Die Finanzabteilung des Krankenhauses bucht dann den Betrag von der Karte ab. Damit sollen Unregelmäßigkeiten vermieden werden, die es früher mit Bargeld immer wieder gab.
Karatu Hospital
Am frühen Morgen des 7.November 2018 wird um 2 Uhr eine 28-jährige Erstgebärende aus einem auswärtigen Gesundheitszentrum ins Karatu Hospital eingeliefert: mangelnder Geburtsfortschritt und Zeichen der Gefährdung des Kindes. Dr. Msemo ist in Rufbereitschaft und bestätigt die Operationsindikation. Der notfallmäßige Kaiserschnitt wird noch in der gleichen Nacht mit Erfolg durchgeführt. Mutter und Kind sind wohlauf. Rita Seiler kann die glückliche Mutter 7 Stunden nach dem Eingriff fotografieren.
Das Karatu Hospital hat von unserem halbjährlichen Unterstützungsbeitrag ein modernes Laborgerät für Bestimmung von roten Blutkörperchen, Hämoglobinghalt, weißen Zellen und Thrombozyten im Land eingekauft. Es funktioniert sehr gut und liefert nach Ansaugen von Blut schnelle Ergebnisse. Dies ist besonders bei Ambulanzpatienten wichtig, die ja auf ihre Ergebnisse warten und noch am gleichen Tag den Weg nach Hause antreten wollen.
Bei der Aufsichtsratssitzung stehen am 30. November 2018 schwere Entscheidungen an. Die Norddiozöse und das Krankenhausmanagement sehen in der Funktion als Distrikt Hospital ein fortlaufendes Defizit in den laufenden Kosten. Ansonsten scheint die Regierung die Finanzierung immer weiter zurückzufahren. Allerdings darf die Kirche nicht vergessen, dass sie auf jeden Fall von der Übernahme der Gehälter des medizinischen Personals durch die Regierung profitiert.
Zur gleichen Zeit sieht sich das Krankenhaus durch massive Konkurrenz auf dem privaten Sektor durch ein amerikanisch geführtes Krankenhaus in Karatu ausgesetzt, das allein mit 1,7 Millionen US-Dollar pro Jahr von Großspendern in den USA gefördert wird. Dies Krankenhaus muss sich nicht nach Regierungsvorgaben richten und kann zumindest subventionierte Preise für Konsultationen, Medikamente und Untersuchungen verlangen.
Medikamente und Finanzen:
Das Dekanat wird weiter den Vertrag mit den beiden Krankenhäusern im vereinbarten finanziellen Umfang insgesamt 60 000,-- Euro pro Jahr unterstützen. Es ist alles andere als eine Selbstverständlichkeit, dass Kirchengemeinden und private Spender diese Summen aufbringen.
Wir danken ganz herzlich für alle finanzielle Unterstützung, um möglichst vielen Menschen ohne Ansehen ihrer Person am Kilimanjaro und am Ngorongoro Krater eine bessere medizinische Hilfe zu bieten.
Ihre
Dr. med. Fritz Seiler, Bayreuth
Pfr. Otto Guggemos, Dekanatsmissionspfarrer Dekanat Bayreuth
Matthias Herbolzheimer, Dekanatsmissionsbeauftragter Dekanat Bayreuth